Ich habe mein Büro aufgeräumt. Erstaunlich, was sich in nur sechs Jahren ansammelt. Ich habe die Unterlagen meiner allerallerersten Texterfortbildung gefunden! Interessiert Sie, wann das war? Ich müsste den Staub wegpusten und versuchen, die vergilbte Jahreszahl zu entziffern. Möchten Sie überhaupt nicht wissen? Gut, ich nämlich auch nicht. Da, meine ersten Artikel! In der Stuttgarter Stadtzeitschrift erschienen. Genau, interessieren auch niemanden mehr.
Ich finde noch mehr Schätze – aber warum räume ich überhaupt auf? Wie es eben so ist. Vor meiner Osterpause knallte es ordentlich auf meinem Schreibtisch. Einen Auftrag musste ich leider absagen, einige Abendschichten einlegen, um alles zu schaffen, vor allem, um eine vereinbarte Deadline für einen größeren Auftrag am Leben zu halten.
Alle Aufträge trollten sich rechtzeitig von meinem Schreibtisch, alles ging gut, wie das immer so ist. Erschöpft schaltete ich den Computer aus und verschwand in die Osterpause. Vorher bat ich den Kunden mit der am Leben gehaltenen Deadline darum, mir das nächste Briefing inklusive Unterlagen so zu schicken, dass ich direkt nach meiner Osterpause damit beginnen könnte. Schließlich habe ich etwas aus dem knalligen Schreibtisch gelernt.
Zurück aus der Osterpause blinken mir kein neues Briefing, keine neuen Unterlagen aus dem Postfach entgegen. Ich gestatte mir ein Seufzen, aber nur ein leises, weil die Sonne so schön scheint. Ich schreibe ein paar Blogbeiträge auf Vorrat, trinke auf Twitter einen Tee und esse bei Facebook einen Keks, arbeite kleinere Aufträge ab, räume auf und frage bei meinem Kunden mit der lebendigen Deadline nach. Wie das so ist: Der Auftraggeber hätte sich noch nicht gemeldet, er würde mal nachfragen.
Liebe Leute, so geht das nicht! Natürlich freue ich mich über mein wunderbar aufgeräumtes Büro. Klar habe ich den ersten Frühlingstag genossen. Ich weiß, ich bin die Letzte in der Kette und deshalb beißen im Zweifel mich die Hunde, wie das eben so ist. Weil ich das weiß, habe ich gerade einen anderen Auftrag angenommen. Wer zuerst da ist, bekommt zuerst einen schönen Text von mir. Alles andere wird sich finden. Wie das halt immer so ist.
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